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WM-Tour: Public Viewing Brasilien-Chile

Mit unseren Gastgebern haben wir uns das Spiel Brasilien gegen Chile in einer Art Strandrestaurant angesehen, in dem wir gerade noch so einen Tisch ergattern konnten. Natürlich hatte ich dabei einen kleinen Behindertenbonus. Wir haben auch etwas zu essen und trinken bestellt und konnten dabei auf einer Großleinwand das Spiel verfolgen. Das Temperament der Brasilianer ist natürlich deutlich zu spüren, doch für brasilianische Verhältnisse war es eher ruhig. Die Spannung war natürlich sehr groß. Alle Brasilianer, ob groß, klein, jung oder alt, haben angespannt mitgefiebert. Es gab viele temperamentvolle Reaktionen bei den Torgelegenheiten, den Fouls, den Freistößen … ich habe sogar Männer weinen sehen! Am Ende ist Brasilien im Elfmeterschießen weiter gekommen und der Jubel war riesig.

Danach waren wir am Strand Kokosmilch trinken. Die Menschen sind hier alle sehr zuvorkommend. Um an den Strand zu kommen, haben uns zwei Kellner geholfen.

Auf der Strandpromenade hat man immer die Möglichkeit Menschen kennenzulernen. Am Abend habe ich hier einen Brasilianer im Rollstuhl getroffen und mich mit ihm über unterschiedliche Themen unterhalten. Ich habe ihm auch erzählt, dass ich Rollstuhlrugby spiele und ihn gefragt, ob er das kennt. Er meinte, sein Sport sei seine Arbeit. Er hat einen Stand auf der Straße, an dem er Fleischspieße und gekühlte Getränke verkauft. Mit ihm waren immer ein paar Freunde und Bekannte unterwegs, die ihn in jeder Hinsicht unterstützen.

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WM-Tour: Die Hitzeschlacht von Fortaleza

Zwei Abkühlpausen auf dem Feld beim Achtelfinalspiel Niederlande gegen Mexiko, drückende Hitze und unglaubliche Schwüle.Was ein abenteuerlicher Tag! Im Stadion saßen wir zum Glück im Schatten, während auf der Sonnenseite der Tribüne die Zuschauer vor der Hitze geflohen sind. Außerdem hatte ich eine Sprühflasche mit, mit der ich mich immer abgekühlt habe. Aber das große Abenteuer war bereits die Fahrt zum Stadion …

Mein Assitent Akis hat mich begleitet, Upiera ist in der Unterkunft geblieben. Wir haben uns ein Taxi genommen, um direkt zum Stadion zu fahren. Doch für die letzten 100 Meter unserer Reise haben wir über länger als eine halbe Stunde gebraucht.

Der Taxifahrer hatte unsere Tickets, auf denen zu sehen war, dass ich Rollstuhlfahrer bin, und ist deshalb zur Stadioneinfahrt gefahren, um zu fragen, ob wir direkt rein fahren können. Leider durften wir das nicht. Komischerweise sind neben uns die ganzen Limousinen und VIPs durchgewunken worden. Also ist der Taxifahrer umgekehrt und hat uns zum Flughafen gebracht, von wo aus es Shuttle-Busse gab. Dort angekommen, ging das eigentliche Abenteuer los …

Es war bereits drückend heiß. Wir haben den Taxifahrer noch gefragt, ob er uns nach dem Spiel abholen könnte, aber er meinte, dass das auch nicht ginge. Die Shuttles waren große, relativ alte, Omnibusse. Aber es gab eine elektrische Rampe für Rollstuhlfahrer. Schwierig war es allerdings für mich, sich zu orientieren. Als ich eingestiegen war, war ich mir immer noch nicht ganz sicher, wo und wie ich ankommen würde. Nach zwanzig Minuten haben wir an einer Haltestelle gehalten, an der ich aussteigen musste. Mit ein paar Zeichen wurde uns verständlich gemacht, dass wir noch in einen anderen Bus einsteigen müssten. Das ging dann zum Glück recht schnell. Nach zehn Minuten waren wir endlich im richtigen Bus Richtung Stadion. Die Fahrt dauerte aber noch mal 15 bis 20 Minuten.

Als wir ankamen, waren wir schon recht spät. Wir konnten von außen bereits das Raunen innerhalb des Stadions hören. Nach einer kurzen Sicherheitskontrolle waren wir dann endlich drinnen und konnten direkt zu den Rollstuhlfahrerplätzen. Direkt vor uns waren ein paar Mexikaner, die richtig Stimmung gemacht haben. Zum ersten Mal habe ich dann gesehen, dass es einen „Kühlungsraum“ gibt. Die Gelegenheit habe ich genutzt, um eine Cola zu holen und meinen Kreislauf in Schwung zu bringen.

Obwohl Holland der Favorit war, hätte ich es den Mexikaner gegönnt, weiterzukommen. Sie haben mich in der ersten Hälfte und zu Beginn der zweiten Halbzeit überzeugt. Leider sind sie dann am Schluss in die Defensive gegangen und Holland konnte mit Roben genug Druck in der Offensive aufbauen. Und vor allem einen Elfmeter rausholen.

Als wir das Stadion verlassen haben, waren wir gleich in der prallen Sonne. Um an die richtige Bushaltestelle zu kommen, mussten einmal komplett um das ganze Stadion. Dort standen bereits einige Rollstuhlfahrer in einer Schlange. Der Bus kam alle zehn bis fünfzehn Minuten, aber es konnte immer nur ein Rollifahrer mit. Als wir endlich im Bus waren, haben wir gefragt, wo wir aussteigen müssen, damit wir ein Taxi nehmen können. Tja, dass waren noch mal fünf Haltestellen, was fast eine Stunde gedauert hat. Ich musste mich richtig runterschrauben und irgendwie auf Stand-By gehen, um das zu überstehen. Voller Bus und pralle Sonne – das war richtig hart. Nicht zu vergessen, dass es immer noch extrem schwül war.

Wir sind dann an einer Shopping-Mall ausgestiegen, bei der es auch Taxis gab. Kurzentschlossen sind wir in die Mall rein, um das Griechenland-Spiel zu sehen. Mit Hilfe von ein paar freundlichen Brasilianer konnte ich später im Appartement anrufen, um zu sehen, ob jemand zu Hause ist, damit wir reinkommen. Eigentlich hatte ich gefragt, wo ich eine Telefonkarte kaufen kann, aber sie haben mich stattdessen mit ihrem Handy telefonieren lassen. Ich habe dann die Gastgeberin und Upiera erreicht, die sich bereit erklärt haben, uns abzuholen.

Auf der Rückfahrt haben wir uns noch eine Pizza geholt. Als ich irgendwann im Bett war, war ich richtig froh … 😉

WM-Tour: Ankunft Fortaleza

Der Ausstieg aus dem Flieger dauert etwas länger, da das Personal nicht so ganz geübt ist mit den Sachen, aber mit ein bisschen Geduld findet man gemeinsam einen Weg – „mit Händen und Füßen“. Draußen angekommen sind mir die ersten Eindrücke nicht ganz fremd. Es sind halt auch Südländer. Die Mentalität und Gestik erinnert mich teilweise an Griechenland.

Am Flughafen wartet unsere Gastgeberin, bei der wir ein Appartement gemietet haben, mit ihrem Auto auf uns. Es ist ein Kleinwagen mit zwei Türen, aber tatsächlich: Drei Reisende mit Rollstuhl und Gepäck passen hinein! Die Gastgeberin ist sehr nett und hilfsbereit. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten und ihrer Tochter in dem Haus, in dem auch das Appartement ist, nur ein paar Hundert Meter vom Meer entfernt am Strand „Praia de futuro“. Sie geht auch für uns einkaufen und sorgt für das ganze Essen, das Frühstück etc.

Rollstuhlgerecht kann man die Unterkunft nicht nennen 😉 Unsere Zimmer befinden sich im ersten Stock und wir müssen 16 Stufen überwinden. Am oberen Ende macht die Treppe sogar noch einen Knick. Das heißt Improvisation, sprich: Barrieren mit menschlicher Hilfe überwinden und unkonventionelle Lösungen für Probleme finden. Dank meiner Assistenten Akis und Upiera ist die Treppe zu überwinden, ins Badezimmer komme ich dennoch nicht. Das Duschen erledige ich im Garten mit dem Gartenschlauch. Dank der Terrasse im Erdgeschoss, auf der wir uns auch aufhalten können, müssen wir zum Glück nur zum Schlafen ins Obergeschoss.
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